Zum Tod des russischen Geigers
Dieser Tage starb der Geiger Viktor Pikaizen – David Oistrachs Schüler, der einzige, den der Meister vom Musikschulalter bis zum akademischen Abschluß in Moskau persönlich betreut hat. Pikaizen, mehrfach preisgekrönt, vor allem mit dem Paganini-Preis 1965, wurde zu einem gesuchten Lehrer, der in Moskau und auch in Deutschland tätig war.
Der Ruf Pikaizens unter Kennern ist enorm, mangels glamouröser Auftritte in den Musentempeln der westlichen Musik-Hemisphäre blieb der Name jedoch dem breiten Klassik-Publikum weithin unbekannt.
Dennoch lohnt es sich, auf die Suche nach Aufnahmen dieses Geigers zu gehen:
Alle drei zentralen Zyklen des Violinsolo-Repertoires hat er für CD eingespielt: Bachs Sonaten und Partiten, Paganinis Capricen und die Solosonaten von Eugene Ysaÿe. Vor allem die Paganini-Aufnahmen waren schon zu Zeiten der Langspielplatte ein Sammlerstück.
Die dritte CD der Bach-Serie enthält neben der E-Dur-Partita auch Musik aus dem XX. Jahrhundert, vor allem die bedeutende Sonate Nr. 3 von Mieczyslaw Weinberg, die hierzulande dank einer Initiative von Gidon Kremer aufhorchen ließ, der übrigens ein Kommilitone Pikaizens war.
Ein Virtuose in der Steiermark
Apropos: Hierzulande hat auch Pikaizen konzertiert, allerdings fernab der großen Säle: Beim Festival St. Gallen hat er live den Ysaÿe-Sonatenzyklus musiziert – und Wolfgang Wende war dabei, um mitzuschneiden und hat die Aufnahme in seiner »Podium«-Serie auf CD veröffentlicht – ein unverzichtbares Produkt für Freunde erfüllter, nicht nur technisch, sondern auch inhaltlich reicher Virtuosität.
Die Podium-CD ist auch reich mit Informationsmaterial ausgestattet. Wolfgang Wendel zitiert unter anderem aus einem Gespräch mit dem Künstler, in dem er die Lehrzeit bei Oistrach Revue passieren läßt:
Die Jahre des Unterrichts in Oistrachs Klasse sind für mich die denkwürdigste Zeit meines Lebens. Über Oistrach ausschließlich als Pädagogen zu sprechen ist unmöglich, weil die verschiedenen Aspekte seiner vielseitigen künstlerischen Tätigkeit organisch ineinander übergingen. … Das Wichtigste, was uns David Fjodorowitsch beibrachte, war, bei der Interpretation stets vom Inhalt der Musik des jeweiligen Werkes auszugehen. Er war ein Feind jeglicher Willkür beim Vortrag, er lehrte uns die Wahrheit in der Kunst.
Rezension der Ysaÿe-CD:
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